Kreiser, Die letzten Jahre

« 1 2 3 4»

auf Seiten 91-92 :

An Ehren und Auszeichnungen hat es Reissiger im Leben nicht gefehlt. Beim 300 jährigen Jubelfeste des Kgl. Orchesters (1848) wurde Reissiger als erstem sächsischen Musiker die Auszeichnung der Verleihung des Ritterkreuzes vom Zivilverdienstorden zuteil und 1856 erhielt er vom Herzog Ernst von Koburg das Ritterkreuz des ernestinischenen Hausordens. Infolge seiner Autorität wurde er bei zahllosen Preisausschreiben zum Richter ernannt. Als Ehrendirigent fungierte er bei Musikfesten und Festvorstellungen seiner Opern. Die A. M. Z. ihn 1840 durch Veröffentlichung eines Faksimiles (neben Meyerbeer, Spohr, Mendelssohn). Verschiedene Fürstlichkeiten verehrten ihm goldene Dosen zur Erinnerung. In einem Faschingsspiel 1840 trat neben den Masken eines Haydn, Beethoven, Mozart, Weber,
Mendelssohn u. a. auch die Maske; Reissigers mit auf , woraus man auf seine allgemeine Bekanntheit und Schätzung schließen kann. Die berühmte Philharmonische Gesellschaft in London, die auch Wagner und Spohr eingeladen hatte, und für die Beethoven einst seine Neunte geschrieben hatte, lud auch Reissiger 1859 zur Direktion von Konzerten ein. In „Deutschen Stammbuch“, einem autographischen Album (Leipzig 1857) ist auch Reissiger vertreten mit einem „Canon nell ottava“, zu dem er das folgende Verschen schrieb: „Kannst mit Ausdruck du es zieren, wird’s die starre Form verlieren.” Wagner hatt in demselben Album das Lied der Walküre niedergeschrieben. Von internationalem Rufe zeugen aber die Ehrenmitgliedschaften aus aller Herren Länder, deren große Liste hier nach Jahren geordnet folgt:

1832 Dreyßigsche Singakademie, Dresden.
1835 Niederländische Gesellschaft zur Förderung der Tonkunst.
1837 Gesellschaft der Musikfreunde des österreichischen Kaiserstaats.
1838 Musikverein Euterpe, Leipzig.
……. Musikverein in Mannheim.
……. Pester und Ofener Musikverein.
1839 Deutscher Nationalverein für Musik und i. Wissenschaft.
1841 Kgl. Svenska Musikaliska Akademien Stockholm.
……. Kgl. Preuß. Akademie der Künste (wirkiches Mitglied).
1842 Norddeutscher Musikverein und Preisinstitut (Spohr, Krebs).
1843 Concordia-Gesellschft in Aachen.
……. Congregazione E Academia bDi Maestri E Professori Di Musica Di Roma.
……. Dom-Musikverein, zugleich Gründer des Mozarteums, Salzburg.
1844 Wiener Chorregentenverein.
……. Thüringer Sängerbund (19 Liedertafeln).
……. Sociedade Philharmonica Portuense.
……. Dresdner Orpheus.
……. Meißner Liedertafel.
1848 Karnevalgesellschaft zu Köln (Roderich Benedix).
1852 Akademie der Tonkunst in Wien.
……. Sophienakademie in Prag.
……. Bamberger Liederkranz.
1853 Kölner Männergesangsverein.
1854 Dresdner Tonkünstlerverein (erstes Ehrenmitglied).
1856 Robert Schumannische Singakademie zu Dresden.
……. Baseler Liedertafel.
……. Würzburger Sängerkranz.
……. Münchner Liedertafel.

Außerdem war Reissiger. nach bestimmter Aussage des Sohnes, des Herrn Bürgermeisiers Reissiger, Ehrenmitglied des Universitäts-Sänger-Vereins zu St. Pauli in Leipzig, obwohl sich keine Urkunde findet, und der Dresdner Liedertafel. Prof. Dr. Kietz. der bekannte Dresdner Bildhauer und Schüler Rietschels, schuf 1882 ein Medaillon mit dem Kopfe Reissigers. Der Thorvaldsen-Schüler Wollf hatte bereits 1824 vom jungen Reissiger ein Reliefbild geschaffen. Ein Reissiger gewidmetes Albumblatt des Klaviervirtuosen Thalberg zeugt ebenso von der Beliebtheit Reissigers bei seinen Zeitgenossen.
Ein von zirka dreißig Herren, unter anderen von dem Komponisten Reinhold Becker und dem Musikschrifsteller O. Schmid unterzeichneter Aufruf für ein Denkmal im Geburtsorte Reissigers vom Jahre 1890 hatte leider keinen Erfolg. Doch wurde wenigstens am hundertsten Geburtstage am Geburtshaus Reissigers in Belzig eine Tafel enthüllt, was für; den ganzen Ort ein großer Festtag war.

« 1 2 3 4»

20. 2. 2014 von Christian