Geistliche Chorwerke

Gerade im Strube Verlag  unter Edition 6864 erschienen:

Carl Gottlieb Reißiger
Geistliche Chorwerke
für vier- bis achtstimmigen Chor a cappella
heraugegeben von Klaus Winkler

Einzelpreis 7,– €, ab 20 Exemplaren 6,– €

Unter dem Gesichtspunkt, dass dieser Band immerhin 19 Motetten enthält, ist der Preis ausgesprochen moderat. Das Heft ist sehr sorgfältig gestaltet, mit Übersetzungen aller lateinischen Texte und bei den Graduales mit genauer Tageszuordnung.

Die Quellenangeben stehen – leider etwas versteckt – am Ende der entsprechenden Stücke. Genauere Angaben dazu hätten nicht geschadet (s. u.)!

Im Vorwort habe ich eine kleine Ungenauigkeit entdeckt – ist aber schon vielfach so abgeschrieben worden: Es scheint mehr als 10 Messen zu geben! In der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB) gibt es immerhin eine “Missa XII”!

Der einzige Wermutstropfen ist die falsche Schreibweise des Namens! Sieh dazu der Name Reissiger. Da hätte ein wenig mehr Recherche gut getan!

Da ich selbst eine in Kürze eine Ausgabe der in der SLUB vorhandenen Graduales vorhatte, was nun obsolet ist, kann ich noch für Interessierte einen Nachtrag zu den Quellen  der Graduales bieten:
– Die “Elf Graduale-Vertonungen” sind eine Abschrift in Partitur
– Die “Drei lateinischen Motetten” sind auch Graduales in Chorsteimmen
-Das “Graduale zur Adventszeit” und das “Graduale zu Epiphanias” sind Autographen, die vermutlich aus dem Nachlass Reissigers stammen. Sie sind beide datiert (29.9.1855 bzw. 1.10.1955) und wohl nie aufgeführt worden(?)

Abschließend ein Auszug aus dem Bericht, den ich für meine geplante Ausgabe verfasst hatte:

Im Januar 1859 war in den „Monatsberichten“ von Hofmeister zu lesen:
Reissiger, C.G., Op. 210. 15 Graduales f. Sopran, Alt, Tenor u. Bass. Part. u. Stimmen. Heft 1–3. Hamb., Schuberth u. Co. à 1 Rt.
– Heft 1, Lauda Sion. Jacta cogitarum. Benedictus es. Protector noster. Convertere Domine.
– Heft 2, Ave Maria. Veni sancte spiritus. Domine exaudi. Adoramus te. O bone Jesu.
– Heft 3, Serva nos. Beati quorum. Domine miserere. In die angustie. Omnium sanctorum.

Exemplare der Partituren dieser Ausgabe finden sich im Bestand der „Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek“ (Im weiteren SLUB) unter den Signaturen 8.mus.4.2565-1 bis …-3.

Auf den Titelseiten der Hefte steht jeweils
„15 Graduales f. Sopran, Alt, Tenor u. Bass mit lateinischem Texte (Hervorhebung v. Hsg) zum Gebrauch für Kirchen, Singakademien etc. componiert von C. G. Reissiger“
Die Hefte selbst enthalten die Stimmen in Klavier-Notation, aber, wie auf den alten Karteikarten der SLUB steht, ‘kurioserweise’ ohne die Texte. Text stand wohl nur in den Stimmen, die aber offensichtlich in der SLUB nicht vorhanden sind. – Damit ist mit den Partitur-Heften nur sehr bedingt etwas anzufangen.

Bei der Durchsicht des handschriftlichen Materials der SLUB fanden sich neben zwei autographen Graduales (s.u.) noch zwei Sammlungen von Graduales:
– Mus 4888-E-505 11 Graduales —- Abschrift in Partitur
– Mus 4888-E-506   3 Graduales —- Abschrift in 4 Stimmsätzen.

Der Inhalt dieser Sammlungen entsprecht weitgehend den als Opus 210 veröffentlichten Graduales, allerdings in anderer Reihenfolge.

opus 210 E 505 E 506 (b. Carus als)
Lauda Sion 1 1 210, 2
Jacta cogitatum 2 2
Bededictus es, Domine 3 10
Protector noster, adspice deus 4 8
Convertere Domine 5 4
Ave Maria 6 5
Veni sancte spiritus (zu Pfingsten) 7 7 210, 6
Domine exaudi orationem 8 3
Adoramus te Christe! 9 9
O bone Jesu 10 11
Serva nos domine 11 1
Beati, quorum via integra est 12 2
Domine, miserere mei 13
In die angustiae 14 3 210, 7
Zum Feste: Omnium Sanctorum 15
Pastores quidnam vidistis? 6

(für die 3 in „Geistiches Chorbuch der Romantik“ vom Carus-Verlag enthaltenen Graduales scheint eine unbekannte Vorlage gedient zu haben (?), da die Nummerierung stark abweicht.

Es erscheint dem Herausgeber offensichtlich, dass die einzelnen Graduales zu sehr unterschiedlichen Zeiten komponiert worden sind (möglicherweise existierten noch mehr?), und die Reissiger in seinem letzten Lebensjahr als Sammlung herausgeben konnte (bzw. durfte, da sie ja für die Hofkirche komponiert waren, also königl. Eigentum).
In der vorligenden Zusammenstellung des Herausgebers sind die Graduales in der Reihenfolge der
Druckausgabe von Opus 210 enthalten. Das in diesem Opus nicht nicht enthaltene „Pastores quidnam…“ steht an 16. Stelle.

28. 8. 2015 von musikchristian

Werkverzeichnis ergänzt

Gestern habe ich im Werkverzeichnis die Tabelle Lieder ergänzt; vor allem Liedanfänge/Titel konnten in größerer Anzahl hinzugefügt weren.

25. 8. 2015 von musikchristian

Neu

Es gibt bei “Dies und Das” unter Rezension Repertorium einen neuen Beitrag .

01. 4. 2015 von musikchristian

Reissigers Klavierstücke

allgemeine Musikalische Berliner Zeitung, 7. Jahrgang, Nr. 5; 30. Januar 1830, S. 39f.

Klavierkomposition von C. G. Reissiger

Reissiger hat bereits als Klavier-Komponist so viel Treffliches geleistet, dass seine Kompositionen eine besondere Aufmerksamkeit verdienen, und je mehr ich davon überzeugt bin, desto mehr halte ich mich für verpflichtet, dem klavierspielenden Publikum in dieser Beziehung einen Wink zu geben, der vielleicht nicht ganz der Beachtung unwert sein dürfte.
Erfahrung hat mich gelehrt, dass die Klavier-Kompositionen von Reissiger häufig, wo nicht größtenteils, sehr mittelmäßigen Spielern von Lehrern in die Hände gegeben, oder auch von beiden gewählt werden, weil sie – weniger notenbunt aussehen als die Anderer. Sind sie nun glücklich einstudiert, wollen sie weder Spielern noch Zuhörern gefallen, beide aber dürfen ihr Urteil nicht laut werden lassen, da tüchtige Musiker dieselben Kompositionen durchaus für schön erklären. Man hofft, eine andre Komposition von Reissiger werde interessanter sein, wählt abermals eine solche, die Erscheinungen bleiben sich ganz gleich, und Reissiger trägt so bei manchem Klavierspieler viel dazu bei, dass dieser die Lust zu seinem Instrumente verliert, namentlich wenn, wie häufig der Fall ist, die Lehrer grämliche Pedanten sind, und dem Schüler nichts anders zu spielen erlauben als die von ihnen gewählten Kompositionen.
Nach meinem Urteile verhält sich die Sache so:
Reissigers Kompositionen sind, soweit ich sie kenne, durchgängig im strengsten Sinne des Wortes gediegen zu nennen. Diese Gediegenheit setzt eine sorgsame Führung der einzelnen Stimmen voraus, die Melodie wechselt oft in den Stimmen, und nicht selten treten mehrere Melodien gleichzeitig ein. Außer allen Anforderungen, welche Kompositionen im leichtern Stil an den Klavierspieler machen, verlangen gediegene Kompositionen noch strengern Unterschied zwischen Melodie und Begleitung, so wie beim gleichzeitigen Eintritt mehrerer Melodien richtigen Vortrag für jede einzelne und Herausheben der etwaigen Hauptmelodie. Wenn es nun selbst für den tüchtigen denkenden Musiker eine schwierige Aufgabe bleibt, dem Komponisten in dieser Hinsicht mit einiger Vollkommenheit zu genügen, wie will man von einem kindlichen, ungereiften Verstande, oder von einem leichten Charakter verlangen, an der Lösung so schwieriger Aufgaben Gefallen zu finden, und wem kann man zumuten, mittelmäßigen Spielern zuzuhören, wenn unter ihren Händen solche Kompositionen zum monotonen Tongewühl herabgesetzt werden?
Die notwendige Schlussfolge ist: Reissigers Klavier-Kompositionen, von tüchtigen Spielern sorgsam vorgetragen, müssen großes Interesse erregen, eignen sich aber durchaus nicht für die große Klasse der minder fertigen Klavierspieler.
Sollten diese Worte im musikalischen Publikum Eingang finden, so würden zwar Reissigers Kompositionen auf vielen Instrumenten verschwinden, aber dagegen würden tüchtige Spieler sich häufiger damit befassen, und Reissiger würde mehr Lob einernten, als dies der Fall sein kann, solange die meisten seiner Kompositionen, wie jetzt fast ausschließlich, in den Händen mittelmäßiger Spieler sind.
G. A. Dreske

03. 3. 2015 von musikchristian

Hinzugefügt

Zwei Beiträge wurden heute hinzu gefügt:

Unter Medien: eine Lieder-CD

Unter Dies und das: Rezension

17. 2. 2015 von musikchristian

zu den Biographien

Die Biographien konnten bis heute nicht komplett eingesehen werden, weil die Seitenaufteilung nicht aktiv war. Das habe ich soeben nachgeholt.

Ich bitte, diesen Fehler zu entschuldigen!

Christian Hildebrand
16. 2. 2015 von musikchristian

Werkverzeichnisse

Nun habe ich auch die Listen zu Reissigers Musikschaffen fertig. Die entsprechenden Punkte finden Sie in der Seitenleiste unter Sein Werk.

Die Tabellen füllen aus praktischen Gründen die gesamte Breite aus, womit keine Seitenleiste mehr sichtbar ist. Über einen der Einträge im Kopf-Menu erreichen Sie wieder die Ansicht mit Seitenleiste.

Die Tabellen bieten auch eine sehr praktische Suchfunktion an, wenn nach bestimmten Inhalten gefiltert werden soll.

10. 2. 2015 von musikchristian

Wieder online

Endlich stehen die einst unter “Reißiger-Stiftung” veröffentlichten Beiträge zur Person Reissigers wieder zur Verfügung!
Nach der Neugestaltung der Stiftungs-Seite schien es mir vorteilhafter, mein Konzept zu Leben und Werk Reissigers als eigene Seite weiterzuführen.
Ich hoffe, dass diese Seite, die ständig komplettiert werden wird, entsprechenden Zuspruch findet.

Christian Hildebrand
06. 2. 2015 von musikchristian

Musikausbildung in bologna

Reissiger schreibt in einem Bericht aus Bologna (1825) (Kreiser S. 44):

Mit dem eigentlichen Musiktreiben in Liceo filharmonico will es nicht viel heißen. Die Einrichtung gefällt mir nicht, die Schüler ganz ohne Aufsicht zu lassen, ob sie studieren wollen oder nicht. Es fehlt der Einrichtung der Ernst, ohne welchen nichts gegründet werden kann. Gewöhnlich hören die jungen Leute auf zu studieren, wenn sie an irgendeinem Orchester angestellt worden sind und sich nun fähig glauben, die Studien links liegen zu lassen. Wer aber könnte jemals aufhören, wenn er nicht verblendet ist?

13. 2. 2014 von Christian

musikalische Bildung

Reissiger schreibt in einem Bericht aus Mailand (1825) an den preußischen Minister v. Altenstein (Kreiser S. 39-40):

„Auch sollten Komponisten und Virtuosen oder vielmehr die Jünglinge, die sich dazu bestimmen, mehr zum Gesang angehalten werden. Der Gesang vorzüglich leitet uns auf das Wahre und Richtige im Vortrag und Ausdruck, durch ihn wird der Sinn fürdas Schöne geweckt und unser Herz aufgeschlossen, durch ihn wird unser Gefühl am kräftigsten geweckt. Wir finden diese Behauptung in der theoretischen und praktischen Tonkunst bestätigt; man sagt, dieser Komponist schreibt mit Gefühl, er schreibt fürs Herz, hat guten Gesang; sein Gesang, tief in seinem Innersten empfunden, spricht angenehm die Herzen der Zuhörer an – fehlt ihm jedoch der Gesang, so mag er die größten Künsteleien machen, viel Kenntnis, Phantasie, Erfindung zeigen. mag gut und effektvoll instrumentieren und gut deklamieren, aber er wird kalt lassen. Das Nämliche erfährt ein Geiger und ein Bläser, wenn er ohne Gefühl spielt und keinen Gesang hat. Im Gesange liegt die größte Kraft der Musik. In unserm Innersten erzeugt, quillt er als die belebteste Sprache dessen, was wir innerlich fühlen, hervor. Und wie wünschenswert wäre es, daß sowohl die.Musiker als die Zuhörer sich ruhig und mit prüfendem Urteil und reinem Gefühl auf diesen Standpunkt stellten, dann würde es nicht mehr möglich sein, einer Musik Beifall zu zollen, die es mit nichts als dem äußeren Sinn zu tun hat; man würde eine Musik nur mit steter Beziehung auf das Innere hören und geben. Das leere Wesen, der geistlose und herzlose Klingklang müßten von solchen Instituten, wo Knaben und Mädchen gebildet werden, um dereinst durch ihr Talent den Ton anzugeben und aufs Publikum zu wirken, völlig verbannt sein.“

13. 2. 2014 von Christian