Rezension Repertorium

Zeitschrift für Musik, Band 3, Nr. 36, S. 144f, 1. November 1836

Repertorium für Deutschlands Kirchenmusik

oder Sammlung leicht ausführbarer Kantaten, Hymnen u. dgl. für den vierstimmigen Gesang mit Orchester-Begleitung zum Gebrauche beim öffentlichen Sonn- und Festtags-Gottesdienste (in Partitur) herausgegeben von einem Vereine der vorzüglichten Tonsetzer unserer Zeit.

Meissen, bei F. W. Goedsche.

Erstes Heft: Hymne von C. G. Reissiger W. 105. 16 Gr.

Oft hört man wohl von Kantoren die gerechte Klage, wie schwer es sei, ohne große Aufopferungen eine Abwechselung der aufzuführenden Kirchenmusik zu erzielen und wie ihnen häufig das Einrichten (Arrangieren) größerer Tonstücke für ihre Krafte die karg zugemessene freie Zeit in Anspruch nähme. Dieser Klage, entstanden durch den fühlbaren Mangel an guten, zweckmäßigen und leicht ausführbaren Kirchenkompositionen soll nun durch das Repertorium abgeholfen werden, und wie sich darauf rechnen lässt, dies verbürgen die Namen der beitragenden Tonsetzer, wie z. B. Anacker in Freiburg, J. Otto in Dresden, Ernst Köhler in Breslau, Wolfram in Töplitz, Stolpe in Celle, die schon zu diesem Zwecke treffliche Kantaten und Hymnen auf die verschiedenen Sonn- und Festtage dem Unternehmer (dem tätigen und auch als Componist achtungswerten C. Geißler, Kantor in Zschopau) eingesandt haben,

Das erste Heft dieser Sammlung enthält eine Hymne: „Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde“ von C. G. Reissiger (Op. 105), und würdiger konnte das Unternehmen wohl nicht begonnen werden, als mit dieser so schönen Kompsotion. Durchaus ruhig und fromm gehalten ist das Ganze und kann einen erhebenden Eindruck nicht verfehlen. Dessen ungeachtet ist die Aufführung ohne Schwierigkeit, und die Sicherheit der richtigen Auffassung der Worte, so wie die Kunst des Tonsetzers, auch mit wenigen Mitteln viel zu leisten, offenbart sich auf jeder Seite.

Hinsichtlich der äußern Ausstattung ist für dieses zeitgemäße Unternehmen von Seiten des Verlegers alles geschehen, was man füglich bei dem höchst billigen Preise (16 Gr. Für 26 Folioseiten) erwarten kann. Druckfehler sind uns nur folgende wenige aufgefallen: S. 2 fehlt in der Bass-Singstimme eine Viertelpause; S. 3 müssen die zwei Achtelnoten im Alt statt f d e d heissen; S. 7 fehlt im Alt im 6ten Takt ein Erniedrigungszeichen; S. 18 steht im ersten Takt der Flöte f statt d.

Schließlich erlauben wir uns noch den Wunsch auszusprechen, den Partituren ausgeschriebene Orgelstimmen beizufügen und nicht von Organisten in kleine Städten zu verlangen, dass sie, wie Vogler sagt, aus dem Stegreif eine Sache ausführen sollen, wozu man dem Kapellmeister Zeit lässt, nämlich – bezifferte Bässe zu spielen. Soll den G. Webers Wort *), welches er vor länger als zwanzig Jahren über diesen Gegenstand ausgesprochen und dass so öfters wiederholt hat, immer noch keine Früchte tragen?

C. F. Becker

*) Über das sogenannte Generalbass-Spielen, in der Leipz. Mus. Zeit. 1813, Bd. 15, S. 105 u. s. f.

01. 4. 2015 von musikchristian