Kapitel 1.
C. G. Reissiger entstammt einem Hause, in (welchem die Musik Lebens; Lebenselement war. Am 31. Januar 1798 wurde er als Sohn des „Herrn Christian Gottlieb Reissiger, wohlbestallter Direktor Musices und Kantor, wie auch Schulkollega“ in dem kleinen Städtchen Belzig, unweit Wittenberg, geboren. Schon der Großvater hatte der edlen Frau Musika gedient, der Vater aber konnte sogar drei vollständige Sinfonien zum Druck bringen, …
Er (der Vater) lebte noch bis 1839 in Brandenburg, wohin er sich zurückgezogen hatte. Seine musikalische Ausbildung hatte er einst bei keinem Geringeren als dem beliebtesten Theoretiker der Zeit, Daniel Türk, dem Lehrer Carl Loewes, in Halle genossen. Der Name bürgt für einen soliden Unterricht, welchen dann der Vater auch auf den Sohn, unseren Meister, übertrug. Es schließt sich gewissermaßen ein Kreis, die Dresdner, der Kreuzkantor Homilius und der Hofkapellmeister Naumann, waren die Lehrer Türks, welcher wiederum der Lehrer Christian Reissigers wurde, dessen Sohn und Schüler C. G. Reissiger wieder Dresdner Hofkapellmeister wurde.
Letzterer hatte mit seinem Bruder Friedrich August die musikalische Begabung geerbt. Schon von früher Kindheit an erhielt Carl von seinem Vater Unterweisung in Klavier- und Violinspiel. Er zeigte sich so talentiert, daß er mit zehn Jahren schon öffentlich auf dem Klaviere vortragen konnte. Ja Sonntags durfte er sogar die Gemeinde auf der Orgel begleiten. Doch, der Vater hatte nicht die Absicht, einen Musiker aus ihm zu machen, obwohl er von befreundeten Fachleuten dazu aufgefordert wurde. Da er kein Vermögen hatte, wollte er die Söhne lieber gesichertere Lebensstellungen einnehmen sehen. Sein Wunsch war, daß der Älteste Theologe würde. Zu diesem Zwecke aber mußte er an eine andere Vorbildungsanstalt, als die Heimatstadt bot, denken, und er faßte die altberühmte Thomasschule in Leipzig ins Auge.